Tatort Augsburg

Tatort Augsburg: Eine Stadt verschläft die Krimi-Chance

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Tatort Augsburg: Franken hat ab Sonntag seinen eigenen Tatort. In Augsburg spielen nur echte Kriminalfälle. Dabei hätte die Region tolle TV-Schauplätze zu bieten. Warum will nur niemand dafür kämpfen?

Der ARD-Krimi Tatort ist vielleicht die letzte deutsche Fernsehsendung, über die man sich am nächsten Morgen mit vielen Kollegen und Freunden unterhalten kann. Die Kult-Reihe hat am Sonntag häufig mehr als zehn Millionen Zuschauer. Es gibt Fans, die sich in Kinos und Kneipen zum Krimigucken treffen.

Und: Die Fälle gewähren interessante Einblicke in die jeweilige Tatort-Stadt. Das ist häufig unbezahlbares Stadtmarketing. Münster, Konstanz oder Ludwigshafen? Klar, da spielt doch ein Tatort. Die meisten der Krimis kommen übrigens aus Norddeutschland. Und ab Sonntag gehen die Kommissare jetzt sogar in Nürnberg auf Verbrecherjagd. Es wird auch Folgen in Fürth und Erlangen geben. Franken-„Dadord“ schmunzeln Spötter, weil man dort im Norden Bayerns eine T-Schwäche hat.

Was das mit Greater Augsburg zu tun hat? Viel. Denn Augsburg ist nicht nur keine Tatort-Stadt. In Augsburg und der Region bemüht sich auch die Politik nicht darum, Krimi-Standort zu werden.
Das war anders in Nürnberg. Oberbürgermeister Ulrich Maly, einige Landräte und die fränkische Landtagsabgeordnete und Rundfunkrätin Inge Aures hatten sich beharrlich und erfolgreich beim Intendanten des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm, für den Franken-Krimi eingesetzt.

Auch im württembergischen Ulm (123 000 Einwohner) ist das anders. Dort kämpfen gerade Landtagsabgeordnete, Landräte und Bürgermeister Hand in Hand beim Südwestdeutschen Rundfunk (SWR), um einen Tatort in der Region zwischen Heidenheim und Biberach zu bekommen. Sie wollen damit Konstanz am Bodensee (85 000 Einwohner) beerben, das als Krimi-Schauplatz ausscheidet.

Ulm? Konstanz? Biberach? Die Großstadt Augsburg hat 280 000 Einwohner – mehr als alle diese hübschen Städte zusammen. Augsburg hat eine große Geschichte, eine faszinierende Industrie-Tradition, eine Reihe spektakulärer, echter Kriminalfälle, einen Fußball-Bundesligisten, mehr Brücken als Venedig und mit den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg ein zauberhaftes Umland.

Für spannende Mordermittlungen wäre das eine facettenreiche Kulisse. Aber weder Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl, seine Bürgermeisterkollegen, die Landräte oder Landtagsabgeordneten unserer Region scheinen derzeit um einen „Datschi“-Tatort kämpfen zu wollen.

Überliefert ist lediglich ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2010. Damals hatte Kurt Gribl im Berliner Tagesspiegel für Augsburg als Tatort-Stadt geworben und einen Showdown am Oberhauser Gaskessel ins Spiel gebracht.

Daraus geworden ist nichts. Schade. Vielleicht bewirkt der Erfolg des Franken-„Dadordes“ ein Umdenken. Der soll nämlich sehr spannend werden. Und die nächtlichen Straßen von Nürnberg spielen eine Hauptrolle.

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