Kommentar: Der türkische Präsident Erdogan fleht seine Landsleute an, die Lira zu stärken. Vergeblich.
Der türkische Präsident Erdogan ist es gewohnt, mit harter Hand zu herrschen. Der Autokrat sperrt Journalisten und Oppositionelle ein. Von einem Rechtsstaat ist die Türkei weit entfernt.
Jetzt macht der Machthaber vom Bosporus eine schmerzliche Erfahrung: Gegen die Mechanismen der internationalen Finanzmärkte ist er machtlos. Seit Monaten fällt der Kurs der Landeswährung Lira. Internationale Investoren, die auf den türkischen Wirtschaftsaufschwung gesetzt haben, ziehen ihr Geld aus dem Land, auch weil sie den Präsidenten für unberechenbar halten.
Und weil die Inflation schon bei zehn Prozent liegt, sichern wohlhabende Türken ihr Geld, in dem sie es in Euro oder Dollar anlegen. Steigende Preise bremsen aber den wachsenden Wohlstand in der Türkei aus. Das gefährdet die Wiederwahl Erdogans Ende Juni.
Wie verzweifelt der inzwischen ist, zeigt sein Flehen, die Türken mögen ihr Geld wieder in die eigene Währung zurücktauschen. Das wird kaum einer tun. Denn wer mag schon Geld verschenken? Helfen würde stattdessen politische Verlässlichkeit, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Aber das ist Erdogans Sache nicht.