Sommerstraßen

Sommerstraßen: Eine gute Idee für Augsburg

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Sommerstraßen erobern gerade Stockholm, Berlin und München. Auch in Augsburg könnten sie die Lebensqualität im Sommer erhöhen.

Auch Augsburg wird zunehmend vom Auto-Verkehr verstopft. Für die einen ist städtisches Autofahren Freiheit und Komfortzone. Sie entscheiden selbst über ihre Mobilität, genießen die Bequemlichkeit. Okay. Doch es gibt auch die andere Seite: Innenstadtbewohner klagen zunehmend über schlechte Luft (Feinstaub, Stickoxid), laute Straßen, gefährlichen Verkehr und eine sinkende Aufenthaltsqualität in den zentralen Vierteln.

Augsburg gehört mit in der Karlstraße gemessenen durchschnittlich mehr als 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft zu den schmutzigeren Städten Deutschlands. Deshalb bemüht sich die Stadtregierung, die Situation zu entschärfen. Das Projekt Fahrradstadt will 25 Prozent des Verkehrs bis 2025 auf das Bike verlagern, elektrische Lastenräder werden mit bis zu 1000 Euro gefördert (auch wenn das Programm wegen der hohen Nachfrage erst einmal gestoppt wurde). Die Stadtwerke bieten ein ordentliches Carsharing an. Und ab 2020 soll der öffentliche Nahverkehr in der City kostenlos werden. Die CSU-Oberbürgermeisterkandidatin Eva Weber hat sogar einen Mobilitätsreferenten versprochen, der die Verkehrsbelastung reduzieren soll.

Sommerstraßen könnte man im Lechviertel testen

Der Hintere Lech am Schwall vor dem Dominikanerinnen-Kloster St. Ursula. Foto: Marks

Derzeit erobert eine neue und verlockende Idee die Großstädte: Sommerstraßen! In Stockholm (die Schweden haben das Konzept erfunden), Berlin und München werden Fahrbahnen im Sommer einfach für den Autoverkehr gesperrt. Sie werden wieder zum Lebens- und Begegnungsraum für alle Menschen. In München wird das Konzept in der Schwanthaler Straße und im Stadtteil Obergiesing (Alpenplatz) getestet. Wäre das nicht auch eine gute Idee für Augsburg?

Und ob! Zum Beispiel im Lechviertel, wo der Autor dieser Zeilen lebt. Am letzten Juli-Wochenende 2019 lebt es richtig auf. Das Festival La Strada zieht die Massen in die Altstadt. Autos sind im Kern zwischen Weißer Gasse und Holbeinplatz ausgesperrt. Und was passiert: Die Menschen erobern die Stadt zurück. Sie tanzen, plaudern und feiern in den engen Gassen, wo sonst Autos die Platzhirsche sind.

Dank Sommerstraßen picknicken statt parken

Wie wäre es, wenn aus diesem Genusswochenende testweise ein segensreicher autofreier Sommer in der Altstadt würde? Der Lieferverkehr für die Geschäfte würde auf den Vormittag begrenzt. Klar, Handwerker erhalten Sondergenehmigungen. Und Anwohner? Schwierig. Sie müssen heim kommen, ihre Garagen erreichen und die Anwohnerparkplätze belegen dürfen. Der Verkehr würde also nicht ganz verschwinden, aber deutlich reduziert werden. Sommerstraßen würden die Lust der Nachbarn anheizen, ihre Straßen wieder zum Begegnungsraum zu machen.

Die junge Familie aus dem dritten Stock könnte öfter auf dem Holbeinplatz picknicken. Die jungen Damen von nebenan treffen sich mit ihren Freundinnen zum Cafe oder zum Prosecco.

Ein Versuch wäre das wert. Dabei geht es übrigens nie darum, das Auto zu verteufeln. Aber vielleicht müssen wir die Verhältnisse wieder ins rechte Licht rücken. Wenn die Freiheit der Autofahrer sich mit den Bedürfnissen der Menschen in der Stadt hart im Raum stoßen, dann müssen neue Ideen her. Sommerstraßen zum Beispiel.