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FCA und WWK: Langfristige Partnerschaft bis 2030

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Der FC Augsburg und Hauptsponsor WWK verlängern ihre Partnerschaft bis 2030. Doch der Bundesligist profitiert noch an anderer Stelle vom Ausbau der Zusammenarbeit.

Kurz vor dem Start der Bundesliga-Rückrunde hat der FC Augsburg das wohl wichtigste Geschäft seiner Vereinsgeschichte abgeschlossen: Hauptsponsor WWK verlängerte nicht nur vorzeitig den Trikotsponsoring-Vertrag bis 2030, die Münchner Versicherungsgruppe zog auch die Option, um sich die Namensrechte an der Arena langfristig zu sichern. Die wird nun bis mindestens 2030 WWK-Arena heißen.

Die WWK macht acht Millionen Euro für das Internatsgebäude des FCA locker

Zusätzlich wird das Unternehmen auch das geplante Internat im Augsburger Nachwuchsleistungszentrum finanzieren. Die Kosten, die der Versicherer komplett übernimmt, belaufen sich auf rund acht Millionen Euro. Im Sommer soll der Spatenstich erfolgen, ab 2020 rund 20 FCA-Talente zwischen 15 und 18 Jahren dort wohnen. Im Gegenzug erhält die WWK die Namensrechte bis 2030.

„Das ist der größte Deal in der Geschichte des FC Augsburg und einmalig in der Bundesliga“, freute sich Michael Ströll, kaufmännischer Geschäftsführer, im Gespräch mit unserer Redaktion über die langfristige Kooperation. „Für uns ist das ein Meilenstein, eine sensationelle Geschichte und ein absoluter Vertrauensbeweis.“

Kein anderer Bundesligist hat derart langfristige Verträge mit Sponsoren

WWK-Vorstandschef Jürgen Schrameier sagte auf Anfrage: „Wir wollten ein Zeichen für die Zukunft setzen und dem FCA Planungssicherheit geben. Wir sind mit der Partnerschaft hochgradig zufrieden.“

Der Versicherer ist damit nicht nur Trikot- sowie Namensrechtesponsor und jetzt auch Geldgeber des Fußball-Internats. Das Münchner Unternehmen hatte vor zwei Jahren schon die leuchtende Vogelnest-Fassade an der Arena finanziert. Kein Bundesligist, nicht einmal der FC Bayern, hat in den wichtigsten Sponsoring-Säulen so langfristige Verträge. Zudem gelten die Vereinbarungen mit der WWK für die erste wie für die zweite Liga.

Die WWK war 2015 zunächst als Hauptsponsor beim FCA eingestiegen und erwarb dann auch die Arena-Namensrechte. Den Erstkontakt hatte der Augsburger Marketing-Experte Karl-Heinz Jakel hergestellt. „Entscheidend war es dann, dass FCA-Präsident Klaus Hofmann die Gespräche mit der WWK forciert hat“, erinnert sich Ströll an die Anfänge.

Die Fassade der Arena gehört bislang noch der WWK

Nur zwei Jahre später ließ sich der Versicherungskonzern die Verkleidung der Arena mit Stahlröhren und LED-Leuchten rund 4,5 Millionen Euro kosten. Die Fassade gehört zwar der WWK, wird aber langfristig in den Besitz des FC Augsburg übergehen. „Natürlich haben wir die Fassade nicht aus reiner Nächstenliebe gebaut, sondern weil wir wollten, dass es Freude macht, wenn das WWK-Logo oben drauf steht. Das hatte vorher aber nicht die gleiche Freude bereitet“, erzählt Schrameier. Vor kurzem ließ die Firma dann die LED-Beleuchtung im Süden des Stadions für mehr als eine Million Euro verdichten. Spätestens da war zu spüren, dass der FCA-Partner langfristig und strategisch orientiert ist.

Als der Bundesliga-Club jetzt wegen der Finanzierung des Internatsgebäudes bei den Münchnern anklopfte, wurde er nicht abgewiesen. „Die vier Säulen Trikot, Namensrechte an der Arena, der Bau der Fassade und jetzt des Internatsgebäudes zeigen die Nachhaltigkeit, die wir in diesem Engagement sehen“, bekräftigt der 56-jährige Schrameier.

Für das zu errichtende Gebäude mit rund 2000 Quadratmetern Nutzfläche gibt es erste Pläne und Visualisierungen, die aber noch nicht finalisiert sind. Im Erdgeschoss soll eine Funktionsebene mit Umkleideräumen, aber auch mit einem Kiosk für die Eltern errichtet werden. Im ersten Stock wird der Bürotrakt für Pädagogen und Betreuer beheimatet sein und im obersten Stockwerk werden die rund 20 FCA-Toptalente leben, die nach dem Leistungsprinzip ausgewählt werden sollen.

Wenn alles fertig ist, hat der FCA zwischen 15 bis 20 Millionen Euro in das Nachwuchsleistungszentrum in Augsburg-Oberhausen investiert. Derzeit wird dort gerade die alte Geschäftsstelle abgerissen. „Das Internat hätten wir ohne die WWK so definitiv nicht umsetzen können“, sagt Michael Ströll. „Doch so sind wir nun auch im Nachwuchsbereich bundesligatauglich aufgestellt.

Fast jeder dritte Deutsche kennt die WWK – auch dank dem FCA

Tatsächlich ist es eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Vor einigen Jahren hatte der Lebensversicherer (mehr als eine Milliarde Euro Beitragseinnahmen jährlich) seine TV-Werbeaktionen im Volumen zwischen zehn und 20 Millionen Euro pro Jahr eingestellt und dann zum Teil ab 2015 in den FCA investiert. „Da fühlen wir uns viel wohler“, sagt Schrameier. Nach seiner Aussage steigerte sich der Bekanntheitsgrad des Unternehmens seitdem jedes Jahr um drei Prozent. 30 Prozent der Gesamtbevölkerung können mit dem Begriff WWK etwas anfangen. Bei der fußballaffinen Zielgruppe wissen 42 Prozent, dass die WWK ein Versicherungskonzern ist. „Das sind sehr guter Werte“, freut sich Schrameier. Auch die Zusammenarbeit mit dem FCA sei vorbildlich.

Der FCA kann mit dem Deal finanziell sorgenfrei in die Zukunft gehen. Eventuelle sportliche Steigerungen sind in den Sponsoren-Verträgen berücksichtigt. „Das gehört zu unseren Aufgaben, kaufmännisch sorgfältig zu agieren“, sagt Ströll, ohne Zahlen zu nennen. Selbst im Falle eines Abstieges würde der FCA aber dank der Millionen aus München wettbewerbsfähig bleiben und hätte die Chance auf einen raschen Wiederaufstieg.

Schrameier sieht das so: „Wenn der Abstieg einmal käme, haben wir ein großes Interesse, dem FCA eine Basis für den Wiederaufstieg zu geben. Wir wollen langfristig den FCA an unserer Seite sehen.“ Für Schrameier verkörpert der FCA die Werte, für die auch sein Unternehmen stehe: Zusammenhalt, Bodenständigkeit, Zuverlässigkeit.

Dass der FCA derzeit mit dem Fall Caiuby zu kämpfen hat, hat Schrameier durchaus registriert („Bei der WWK wären wir wenig begeistert, wenn ein Mitarbeiter sich so verhält, insbesondere wenn es mehrfach vorkommt.“), doch Ratschläge will er nicht geben: „Wir gehen davon aus, dass der FCA selbst seine Probleme löst. Da mischen wir uns nicht ein.“

Ähnlich konsequent hält sich die WWK aus sportlichen Angelegenheiten heraus und stellt keine Forderungen. Doch natürlich hat der aus München stammende Schrameier Träume: „Es wäre toll, einmal wieder europäisch mitzuspielen oder im Pokal länger dabei zu sein.“