Großprojekte sind in Deutschland immer schwerer durchzusetzen. Die Bürger sind kritischer geworden und verteidigen ihren Lebensraum gegen jede Form von Störfaktoren. So geschah es – vergeblich – beim Bahnprojekt Stuttgart 21. So geschieht es derzeit im Fall der Augsburger Osttangente.
Augsburger Osttangente: Verkehr ist der Brennstoff für Wachstum
Das ist gut so. Denn jeder Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist ein schmerzhafter Eingriff in die Natur. Eine sorgfältige ökologische Abwägung ist daher unerlässlich. Auf der anderen Seite stehen die Interessen der Menschen in einer Region und in einem Wirtschaftsraum. Ein funktionierendes Verkehrssystem ist der Brennstoff für Wachstum und Wohlstand.
Wären pulsierende Verkehrsadern wie die A8, die A96, die Bundesstraße 17 oder die Bahnlinie nach München in den vergangenen Jahrzehnten nicht ausgebaut worden, hätte unsere Region Augsburg heute deutlich weniger Arbeitsplätze und Steuerkraft zu bieten. Dank der Wirtschaftsentwicklung – und der Lebensqualität – hat sich die Einwohnerzahl im Großraum Augsburg seit den siebziger Jahren um etwa 100.000 erhöht.
Augsburger Osttangente: Auch der Ausbau der Bahnlinie Augsburg-Ulm steht an
Nun steht in den nächsten Jahrzehnten der Ausbau der Bahnlinie Augsburg-Ulm an. Und der Bau einer Schnellstraße zwischen der A8 und den neuen Logistikzentren an der B17 südlich von Augsburg. Beide Projekte machen langfristig Sinn, wenn es unser Ziel ist, die Prosperität im Wettbewerb der Regionen weiter zu steigern. Stillstand beim Bau von Verkehrsadern wäre ein Rückschritt. Man stelle sich nur vor, in Augsburg gäbe es heute die „Westtangente“ B17 nicht. Der Nord-Süd-Verkehr würde die Stadtstraßen ersticken.
Und dennoch müssen beide Projekte so angepackt werden, dass die Eingriffe in den Lebensraum der Menschen vertretbar bleiben. Für alle Betroffenen ist es dabei nicht leicht, die Sachargumente abzuwägen. Es ist viel Emotion im Spiel. Daher wäre es gut, wenn Politiker darauf verzichten würden, diese Sachebene zu verlassen.
Das war bei der Grünen-Politikerin Claudia Roth (immerhin Bundestags-Vizepräsidentin) anders, als sie behauptete, durch die Osttangente (und die Trassenführung durch das Trinkwasserschutzgebiet südlich von Augsburg) sei die Bewerbung der Waserstadt Augsburgt für der Unesco-Weltkultuurerbe gefährdet. Als Beispiel führte sie die Waldschlösschenbrücke in Dresden an, die dort zur Aberkennung des Titels führte. So eine Argumentation ist nicht seriös, sondern rein interessengesteuert.