Man jagt eine Intendantin, die zweifelsohne große Verdienste um das Augsburger Theater hat, nicht so stillos wie hier geschehen vom Hof. Das beschädigt nicht nur Juliane Votteler.
Von Jürgen Marks
Dass ein Theater und eine Intendantin nach zehn intensiven künstlerischen Jahren getrennte Wege gehen, das ist ein normaler Vorgang. Eine Theaterleitung ist auf Zeit angelegt. Und es gibt immer Argumente, die für einen Neuanfang sprechen. Auf beiden Seiten.
Was aber die Augsburger Kulturpolitiker in der Causa Juliane Votteler aufgeführt haben, das ist ein Stück zum Fremdschämen. Monatelang haben die Stadträte die Theaterchefin im Unklaren gelassen, ob ihr Vertrag verlängert werde. Auch von Oberbürgermeister Kurt Gribl, dem obersten Dienstherrn der Theaterchefin, hätte man erwarten können, dass er dieses Spielchen stoppt.
Die Intendantin, die ihre Bereitschaft zum Bleiben signalisiert hatte, musste dann vergangene Woche aus unserer Zeitung erfahren, dass ihre Chancen schlecht stünden. Gestern hieß es dann aus den Stadtratsfraktionen, dass man sich tatsächlich trennen werde.
Kulturreferent Thomas Weitzel konnte offenbar bis zuletzt das Meinungsbild in den Fraktionen nicht einschätzen. Es ist kein Geheimnis, dass er sich selbst ein anderes Vorgehen gewünscht hätte.
Man regelt einen Abschied frühzeitig und vertraulich
Denn so ein öffentliches Schauspiel um die Nichtverlängerung eines Vertrages beschädigt eine ambitionierte Künstlerin und einen Menschen. Wenn man in Augsburg der Meinung ist, man brauche in der nervenaufreibenden Sanierungsphase der nächsten Jahre einen anderen Kandidaten, dann ist das vertretbar.
Aber man regelt so einen Abschied frühzeitig, vornehm und in vertraulichen Gesprächen. Dieses gute Benehmen ist auch in einer Zeit möglich, in der die Debatte um die Theatersanierung tobt und auf einem anderen Spielfeld ein Bürgerentscheid zur Stadtwerke-Fusion Kräfte bindet.
Juliane Votteler hat in den vergangenen Jahren mit Leib und Seele für das Augsburger Theater gelebt. Künstlerisch sind ihre Leistungen weitgehend unbestritten. Die Intellektuelle hat das Ensemble mit kleinem Budget immer wieder zu großen Leistungen motiviert.
Im Umgang mit Mitarbeitern und mit der Augsburger Kommunalpolitik hat sie aber Ecken und Kanten gezeigt, sicher auch Fehler gemacht. Dafür ist sie zurecht eine Zeit lang kritisiert worden.
Aber man jagt eine Intendantin, die zweifelsohne große Verdienste um das Augsburger Theater hat, nicht so stillos wie hier geschehen vom Hof. Das beschädigt nicht nur Juliane Votteler. Das wird auch auf die Kulturpolitiker selbst zurückfallen, die für dieses ruppige Verhalten verantwortlich sind.