Das Projekt von Investor Ignaz Walter an der Fuggerstraße stößt im Augsburger Stadtrat auf Skepsis. Doch zu einem schlüssigen Verkehrskonzept gehört ein attraktives Parkhaus.
Die Diskussion um eine neue Tiefgarage in der Augsburger Innenstadt ist nur scheinbar abgeflaut. Die Mobilität der Zukunft bewegt die Bürger in Augsburg. Und auch bei Politik und Wirtschaft hat das Thema Priorität. Am vergangenen Dienstag hatte der Urheber der Idee, eine neue Garage in der Fuggerstraße zu bauen, gleich zwei wichtige Termine.
Zunächst stellte Ignaz Walter sein Konzept in der IHK-Regionalversammlung vor. Es ist keine Überraschung, dass es von der Wirtschaft viel Zuspruch gab. Gerade der Einzelhandel wünscht sich attraktive Parkplätze für kaufkräftige Kunden. Anschließend kreuzte Walter in der Höhle der roten Löwen auf.
Die Augsburger SPD hatte das Projekt – wie die Grünen – sofort abgelehnt. In der Stadtratsfraktion klangen die Einschätzungen nach dem Walter-Auftritt differenzierter. „Die SPD hat sich als Partei festgelegt, die Fraktion nicht“, sagte Vize-Fraktionschef Stefan Quarg unserer Redaktion. Bei der Frage, wie Augsburg den Verkehr in den Griff kriege, müsse eine Fraktion weiter denken und nicht ideologisch an die Sache rangehen. Auch Kollege Willi Leichtle sagte: „Wir haben kein imperatives Mandat. Wir entscheiden eigenständig.“
Tiefgarage in Augsburg: Ist Augsburg ist bereit, größer zu denken?
Dennoch überwog auch bei der Fraktion die Skepsis, ob der Standort Fuggerstraße sinnvoll ist. Das deckt sich mit der Einschätzung von Baureferent Gerd Merkle und OB Kurt Gribl. Vor allem das bestehende Angebot von fünf Garagen nahe der Fuggerstraße ist ein starkes Argument gegen einen Neubau an diesem Standort.
Doch das heißt nicht, dass die Augsburger Politik den Bau zusätzlicher unterirdischer Parkplätze grundsätzlich ablehnt. Im Gegenteil: Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass eine neue Tiefgarage kommen wird.
Denn gerade die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Stadtpolitik bereit ist, größer zu denken und einen Masterplan für den wachsenden Verkehr zu entwickeln. Plötzlich purzelten die Ideen für kostenlosen Nahverkehr in der City-Zone, für drei automatische Fahrradparkhäuser, für besseres Parkraum-Management nur so aus den Köpfen. Und auch mit dem Clean Air Tech Day, der zahlreiche Verkehrsexperten zu einer Ideenbörse nach Augsburg lockte, erregte die Stadt Aufmerksamkeit.
In einem Masterplan werden Tiefgaragen eine wichtige Rolle spielen. Vor allem wenn sie an der richtigen Stelle platziert werden und eine entlastende Wirkung für den City-Verkehr haben. Bessere Chancen als die Fuggerstraße haben vor allem drei Standorte:
Gögginger Brücke: Der Verkehr aus dem Süden könnte damit abgefangen werden. Würde die City-Zone nur um eine Station verlängert, könnte man kostenlos mit der Tram zum Königsplatz fahren. Zudem würde diese Garage die Parkplatzprobleme der Kongresshalle lösen.
Predigerberg: Sollte die Hauswirtschaftsschule verlegt werden können, wäre hier ein perfekter Standort für ein neues Hotel mit Tiefgarage. Es könnte den Verkehr aus Richtung Friedberg abfangen.
Leonhardsberg: Ein Parkhaus wäre attraktiv für Autos aus Lechhausen/Autobahnausfahrt-Ost. Zudem würde die Karlstraße, die im Verkehr erstickt, entlastet.
Derzeit sind jedoch alle drei Standorte mit vielen Fragezeichen versehen. Investor Ignaz Walter ist überzeugt, dass sich eine Garage an der Gögginger Brücke nicht rechnet. Es ist nicht sicher, ob die Schule am Predigerberg verlegt werden kann. Und am Leonhardsberg gehört die geeignete Immobilie, ein marodes Hochhaus in der Sanierungsphase, zwei Investoren aus Kasachstan und Saudi-Arabien, die eigene Pläne verfolgen.
Tiefgarage in Augsburg: Kopenhagen macht es vor
Sobald sich aber an einem der Standorte etwas bewegt, wird eine neue Tiefgarage in den Fokus des Stadtrats geraten. Denn unterirdischer Parkraum am richtigen Standort gehört zur Mobilität der Zukunft wie der Bau besserer Fahrradwege. Man braucht nur in die Vorzeigestadt für moderne Mobilität zu schauen: In Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen (580000 Einwohner) saugen 12 Parkhäuser den Autoverkehr auf, damit in der City mehr Platz ist für Fahrradwege.