Kommentar zum SPD-Beben: Gabriel übergibt an Schulz. Das ist die richtige Entscheidung.
Sigmar Gabriel hat gestern überraschend Platz gemacht. Martin Schulz wird der SPD-Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel heißen. Das war die richtige Entscheidung. Denn Schulz ist aus mehreren Gründen der bessere Kandidat. Auch wenn seine Chancen, im Herbst Chef des Bundeskanzleramts zu werden, derzeit nur gering sind.
Schulz ist vor allem bei SPD-Sympathisanten beliebter als der Noch-SPD-Chef. Das ist ein wichtiger Startvorteil für die Mobilisierung der Wähler im Bundestagswahlkampf 2017.
Zudem hat Schulz als bisheriger Präsident des Europaparlaments internationales Gewicht. Da kommt einer, der mit der Kanzlerin auf Augenhöhe diskutieren kann. Dabei wird es sich als Vorteil herausstellen, dass er im Gegensatz zu Vize-Kanzler Gabriel nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden ist.
Martin Schulz: Von Außerhalb kann er besser angreifen
Schulz steht außerhalb der Bundesregierung. Er wird diese Position nutzen, um die Kanzlerin kritisch ins Visier zu nehmen. Als Europa-Parlamentarier hat er bewiesen, dass er keinem Streit aus dem Wege geht.
Mit dem gestrigen Paukenschlag hat der Wahlkampf begonnen. Es wird ein langer, harter Weg für den neuen Kandidaten. Die Umfragewerte für die SPD liegen zwischen 20 und 22 Prozent. Eine realistische Machtperspektive außerhalb der Großen Koalition hat die Partei nicht. Selbst rechnerisch würde es derzeit nicht einmal für eine rot-rot-grüne Bundesregierung reichen.
Es wäre schon ein Erfolg, würde es Schulz gelingen, ein besseres Ergebnis als der letzte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zu erringen. Der holte 2013 knapp 26 Prozent.