Mobilität der Zukunft: Warum das Auto verliert

Veröffentlicht von

Der Abgasskandal hat nicht nur dem Diesel einen Tritt verpasst. Die junge Generation schätzt andere Statussymbole. Die Mobilität der Zukunft wird spannend.

Automobilisten müssen jetzt stark sein. Viele Jahrzehnte lang hat das Auto unser Leben dominiert. Hinter dem eigenen Lenkrad zu sitzen, das war der Traum aller Teenager und die Lust vieler Menschen, vor allem der Männer.

Mobilität der Zukunft: Deutsche Autohersteller gelten nicht mehr als innovativ

Das Auto generierte unseren Wohlstand, weil es hunderttausende Arbeitsplätze bei Daimler, Audi, VW und Opel schaffte. Gerade im Regierungsbezirk Schwaben und in Oberbayern, wo die Werkbank Bayerns steht, leben viele Menschen von der Arbeit bei (Auto-)Zulieferern. In Deutschland sind insgesamt etwa 1,8 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Autoproduktion abhängig.

Doch der Nimbus von deutscher Ingenieurskunst und automobiler Leidenschaft bröckelt. Und das hat mehrere Gründe.

Mobilität der Zukunft: Übler Tritt für das Auto-Image

Der Abgasskandal hat dem Image des Autos einen üblen Tritt verpasst. Plötzlich ist die stolze Karosse eine Dreckschleuder. Die Gespräche drehen sich seltener um Hubraum und Beschleunigung. Diskutiert werden gesundheitsschädliche Emissionen von Stickoxiden, Kohlendioxid und Feinstaub.

Die stolzen deutschen Autohersteller gelten nicht mehr als innovativ. Im Gegenteil: Ihre Verbrennungsmotoren wirken veraltet, wenn Tesla, Volvo oder Hyundai mit ihren Elektromotoren auftrumpfen. Auch wenn sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass die Fertigung einer Hochleistungsbatterie mehr Kohlendioxid in die Luft wirbelt, als ein Dieselmotor mit einer Laufleistung von fast 100.000 Kilometern verursacht.

In den immer engeren Städten sind Fahrer großer SUV inzwischen so beliebt wie ein Rachenkatarrh. Die Geländewagen gelten als Störenfriede und natürlicher Feind der Umwelt. En vogue ist Carsharing. Beliebtes Argument: Das eigene Auto stehe im Schnitt 23 Stunden täglich nur rum.

Mobilität der Zukunft: Radwege werden in Zukunft zu Fahrradstraßen

Noch wächst zwar die Zahl der Autos in Deutschland. Auch weil immer mehr Familien sich einen Zweitwagen leisten können. Doch das Ende des Booms ist absehbar. Dafür werden schon die Millennials sorgen. Diese digital aufgewachsenen jungen Stadtmenschen empfinden ihr Smartphone als Statussymbol – weniger das Auto. Viele organisieren sich Mobilität über Apps, haben Lust auf Fahrrad und öffentlichen Nahverkehr.

Nach Jahrzehnten der Monokultur des individuellen Autofahrens stehen wir vor einem Zeitenwechsel. Die Dominanz des Autos wird durch eine neue Mobilität gebrochen, die sich über digitale Plattformen nahezu perfekt organisiert. Apps zeigen uns, wo das nächste Carsharing-Fahrzeug oder das Leihfahrrad stehen. Oder wir planen die Fahrt mit günstigen Sammeltaxis, die vielleicht irgendwann auch autonom fahren.

Auch angesichts der Erstickungsgefahr in den Städten wird die Politik der neuen Mobilität eine größere Bedeutung einräumen. Die Straßen werden enger, weil Fahrradwege zu Fahrradstraßen wachsen. Besser getaktete Busse und Straßenbahnen nehmen mehr Raum ein. Das alles geschieht im Ansatz bereits in Augsburg und anderen Städten.

Auch in der Industrie hat der Strukturwandel begonnen. Zunehmend werden Elektromotoren, die nur zehn Prozent der Bauteile eines Diesels haben, angeboten. Der Verbrenner wird nur noch einer unter mehreren Motoren sein. Hersteller starten Carsharing- und Sammeltaxi-Dienste, weil sie wissen, dass sie dieses Neugeschäft in Erwartung sinkender Autoproduktion brauchen.

Das alles heißt nicht, dass das Auto stirbt. Aber sein Stern sinkt. Automobilisten werden zwar in der Mobilität der Zukunft ihren Platz finden. Er wird im Vergleich zu heute nur deutlich kleiner werden.

Kommentar hinterlassen