Kolumne Greater Augsburg: Ohne die B17 wäre Augsburg heute verstopft. Jetzt wird auch auf der anderen Lechseite eine Ost-Tangente geplant. Warum die Trasse so umstritten ist
Kann man sich heute eine Verkehrsführung in Greater Augsburg ohne die ausgebaute Bundesstraße 17 vorstellen? Nein. Schon einige Wochen der Sanierungsarbeiten auf der Westumfahrung führen zu Verstopfungen, Schleichweg-Karawanen und allerlei Frust bei Anwohnern und Pendlern.
Die Augsburger Ost-Tangente soll 180 Millionen Euro kosten
Gleichzeitig ist auf der anderen Seite des Lechs eine leidenschaftliche Debatte über die Planung einer Ost-Umfahrung entbrannt. Es geht um Naturschutz, Flächenverbrauch und gute Geschäfte.
Für das 180-Millionen-Euro-Projekt zwischen der A8 bei Derching und der B17 südlich von Augsburg (siehe Grafik) spricht: Friedberg und Kissing würden vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Deshalb sind die dortigen Lokalpolitiker – mit wenigen Ausnahmen – auch dafür.
Der Verkehr ringsum Augsburg würde sich zunehmend verteilen. Die inzwischen stark befahrene B17 würde entlastet, die Anbindung an die A8 insgesamt verbessert. Auch für das Wachstum des Logistik-Standortes Lechfeld mit Amazon, Lidl, Aldi, DHL und bald BMW wäre die Ost-Tangente guter Schmierstoff. Wo Straßen sind, entsteht Verkehr. Wo der Verkehr fließt, entstehen Arbeitsplätze.
Also alles gut? Nein. In Mering stimmten die Parlamentarier aus Furcht vor wachsenden Verkehrsströmen nahe der Marktgemeinde dagegen. Und in Königsbrunn erhält eine Bürgerinitiative gegen das Projekt regen Zulauf.
In der Tat ist die derzeit diskutierte Streckenführung der Augsburger Ost-Tangente mitten durch das Naherholungsgebiet rings um den Mandichosee (Lechstaustufe 23) nicht sinnvoll. Denn Königsbrunn wäre von zwei Schnellstraßen eingekesselt, der sinkende Erholungswert im Süden Augsburgs stünde den Vorteilen für die Wirtschaft entgegen.
Doch was in der Debatte vergessen wird: Das Projekt ist in einem Frühstadium. Das Staatliche Bauamt Augsburg hat nur eine denkbare Trassenführung gewählt, um die Ost-Tangente für den Bundesverkehrswegeplan 2015 einzureichen. In den nächsten Monaten wird das Bundesverkehrsministerium die Dringlichkeit aller Projekte bewerten. Nur wenn die Ost-Tangente als dringlich eingestuft wird, beginnt die tatsächliche Detailplanung und die Trassendiskussion.
Denkbar ist dann durchaus auch eine Querung des Lechs weiter südlich bei Klosterlechfeld – deutlich näher an den neuen Logistikzentren. Wie auch immer. Wenn in der Region Augsburg weiter gute Geschäfte gemacht werden sollen, dann braucht es neue Verkehrswege. Aber es braucht auch Mahner, die Wachstum und Flächenverbrauch kritisch hinterfragen.
Im Falle der ausgebauten Bundesstraße 17 wurde in der achtziger und neunziger Jahren ein guter Kompromiss gefunden. Sie ist heute nicht mehr wegzudenken und ein Vorbild für die Augsburger Ost-Tangente.