Kommentar – Das soziale Netzwerk Facebook und die Internet-Suchmaschine Google sind allgegenwärtig. Fast jeder nutzt sie. Doch es gibt auch die dunklen Seiten ihrer Macht.
Jeder, fast jeder nutzt sie. Facebook und Google sind aus dem Leben der meisten Menschen nicht wegzudenken. Mehr als 90 Prozent aller Suchanfragen im Internet laufen über die Suchmaschine Google. Fast zwei Milliarden Menschen weltweit vernetzen sich mit Freunden im sozialen Netzwerk Facebook.
Ist doch toll, möchte man denken. Die beiden kalifornischen Konzerne bieten eben unschlagbare Produkte. Google liefert die besten Internet-Suchergebnisse, zusätzlich ein großartiges Mailprogramm und das schnelle Betriebssystem Android. Auch der Google-Browser Chrome ist in vielen Ländern schon Marktführer.
Facebook und Google: Die Plattformen bedienen inzwischen die halbe Welt
Die Bedeutung von Facebook erklärt sich am besten mit der hitzigen Reaktion auf die Technikprobleme, die gestern Vormittag auftraten. Deutsche Online-Nachrichtenportale berichteten gleich in Eilmeldungen darüber, dass sich Nutzer ein paar Minuten lang nicht mit ihren Freunden vernetzen konnten.
Der Hype um die kalifornischen Internet-Giganten hat aber mehr als eine dunkle Seite. Facebook und Google bedienen mit ihren Plattformen und Services inzwischen mehr als die halbe Welt. Diese Wirkmächtigkeit ist so unheimlich wie die mangelnde Kontrolle der Daten.
Facebook und Google wissen, wo ihre Nutzer in diesem Moment sind. Und sie wissen auch, wo sie gestern waren. Sie wissen, ob man zu Hause im Internet surft oder auf der Autobahn navigiert. Sie sammeln gigantische Datenmengen, die ihnen die Nutzer freiwillig geben, und lagern sie unbeaufsichtigt auf amerikanischen Serverfarmen.
Wirtschaftlich eröffnet das fast unbegrenzte Möglichkeiten. Vergangene Woche kündigte Facebook eine neue Stellenbörse an, die Nutzer anhand ihrer Ausbildung und Talente mit den passenden Job-Angeboten versorgt. Diesen Vorteil gegenüber Wettbewerbern hat nur, wer über die Daten verfügt.
Im Gegensatz zu heimischen Unternehmen zahlen die US-Konzerne in Europa kaum Steuern. Aber sie gefährden bewährte Geschäftsmodelle und kontrollieren unsere Märkte. Sie sammeln nicht nur den Großteil der Online-Werbegelder ein. Google kontrolliert auch den wachsenden Markt des Online-Shoppings. Wenn die Suche einen Händler nicht findet oder nicht finden will, existiert er nicht und der Shop kann wirtschaftlich einpacken.
Immerhin ist dadurch eine ganz neue Branche entstanden. Allein in Deutschland gibt es tausende Computerfreaks, die aus der Optimierung von Internetseiten für die Google-Suche eine lukrative Wissenschaft gemacht haben.
Doch die Regeln bestimmt Google. Und missbraucht damit seine Macht. Wer mit Hilfe der Suchmaschine Mode oder Reisen sucht, bekommt zunächst die hauseigenen Preisvergleiche angezeigt. Wettbewerber verschwinden schon mal auf unattraktive Plätze.
Warum stoppt niemand das ruppige Geschäftsgebaren der Giganten? Als vor Jahren der Softwarehersteller Microsoft in seinem Computer-Betriebssystem den eigenen Browser Internet Explorer bevorzugte, verhängte die EU-Kommission eine Strafe von mehr als einer halben Milliarde Euro.Gegen die heutigen Internet-Monopole tut die Politik bislang viel zu wenig. Warum eigentlich?
Man muss es ja nicht so restriktiv wie die Chinesen machen. Die haben Facebook und Google per Firewall ausgesperrt. Die Menschen dort benutzen einheimische Klone der US-Angebote. Chinas Google heißt Baidu. Das Facebook im Reich der Mitte führt den Titel Renren. Das ist zwar nicht die feine Art. Aber die Unternehmen zahlen wenigstens in China ihre Steuern.