Augsburg hat sich gemausert. Jahrzehnte lang wurde die schwäbische Hauptstadt im Schlagschatten Münchens gerne als provinziell belächelt. Gerade in Bayerns Kapitale gehörte es vielerorts zum guten Ton, die „Augschburger“ zu bespötteln. Inzwischen hat sich das geändert. Heute dominiert die Anerkennung.
Augsburg: Mit Seehofers Millionen ging es aufwärts
Zu verdanken hat Augsburg diesen stabilen Steigflug zu einem Gutteil Horst Seehofer. Bayerns Regierungschef ist der Vater der neuen Uni-Klinik. 2009 hat er in das goldene Buch der Stadt Augsburg geschrieben: „Die Uni-Klinik kommt!!!“ Es gab nicht wenige „Experten“, die damals und in den Jahren danach kundig erklärten, dass das gar nicht sein könne. Zu viele Widerstände, zu viele Gegenargumente. Doch Seehofer hielt Wort. Bald werden in Augsburg 100 zusätzliche Professoren mehr als 1500 Studenten unterrichten. Dazu kommen wohl mehr als 1.000 neue Mitarbeiter in Wissenschaft, Technik und Verwaltung.
Zudem bereitete der Mann aus Ingolstadt auch den Weg für viele weitere Millionen Euro, die in den vergangenen Jahren an Lech und Wertach flossen, um dort neben München und Nürnberg die dritte bayerische Metropole zu bauen. Diesen Titel aus der bayerischen Landesplanung wird Augsburg bald tatsächlich tragen. Das kündigte kürzlich Heimatminister Markus Söder an. Der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl hat zu Seehofer einen sehr guten Draht. Auch das mag zum Aufstieg beigetragen haben.
Augsburg: Selbstvertrauen dank Wissenschaft und FC Augsburg
Dank der gewonnenen Attraktivität wächst Augsburg überdurchschnittlich dynamisch. Die Stadt zählt in wenigen Jahren 300 000 Einwohner – darunter etwa 30 000 Studenten. Die Universität wird mit dem neuen Medizin-Campus ausgebaut. Und auch die benachbarte Hochschule strebt nach neuen Studiengängen. Aktuell steht die achte Fakultät auf der Agenda, in der Sozialpädagogen ausgebildet werden sollen. Und fernab der Wissenschaft hat auch der Fußball-Bundesligist FC Augsburg einen Anteil daran, dass die Stadt so gut dasteht. Die Erfolge des Clubs haben das Selbstvertrauen einer ganzen Region gestärkt.
Der Augsburger Höhenflug auf Seehofers Schwingen darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Augsburg noch viele Baustellen offen hat: Die mit etwa 350 Millionen Euro verschuldete und finanzschwache Stadt muss dringend sparen. Es entstehen zwar neue Jobs in technologischen Zukunftsbranchen, aber in traditionellen Konzernen wie Walter-Bau, Manroland, Weltbild oder Osram haben auch Tausende ihre Stelle verloren. Zudem könnte ein erfolgreicher Bürgerentscheid gegen die geplante Theatersanierung dem Glanz der Neu-Metropole gleich wieder Kratzer zufügen.