Osram in Augsburg

Der Fall Osram: Die Augsburger Wirtschaft ist grausamer als jeder Tatort

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Bei Osram läuft ein mieser Krimi. Augsburg hat die Nachteile der Globalisierung schon einmal erlebt. Die Idee, sich für einen Augsburger Tatort-Krimi zu engagieren, ist hiermit zu den Akten gelegt. Kein Augsburger Politiker mag sich dafür begeistern. Greater-Augsburg-Leser reagierten teils positiv, teils skeptisch. Helmut Maschke aus Nordendorf sei das letzte Wort zugestanden: „Haben wir denn keine anderen Probleme?“

Der Vorstand von Osram will die Augsburger aus dem Konzern schmeißen

Doch. Haben wir. Denn die miesesten Krimis spielen in der Wirtschaft. Der Niedergang des Augsburger Osram-Werks, wo Energiesparlampen und andere Leuchtmittel hergestellt werden, ist seit Jahren vorgezeichnet. Jetzt macht die Münchner Zentrale ernst. Vorstandschef Olaf Berlien will die 1200 Augsburger Mitarbeiter wie die 380 Kollegen im Werk Schwabmünchen aus dem Konzern schmeißen. „Ausgliedern“ heißt das offiziell.

Was das bedeutet? Wahrscheinlich wird die Leuchtmittel-Sparte an einen Investor verkauft. Der holländische Mitbewerber Philips hatte vor einigen Wochen ähnlich entschieden. Die Investoren haben vermutlich andere Interessen als die Sicherung von Augsburger Arbeitsplätzen. Osram hatte ohnehin schon angekündigt, 500 Männer und Frauen in Augsburg und Schwabmünchen zu kündigen. Auch für die anderen könnte das Licht bald ausgehen.

Ursache der Krise sind mal wieder die hässlichen Begriffe Strukturwandel und Globalisierung. Asiatische Unternehmen überschwemmen unsere Baumärkte mit billigen Lampen. Produkte aus dem Hochlohnland Deutschland unterliegen im Preiskampf. Ergo: Deutsche Werke schließen.

Besonders Augsburger Textilarbeiter erinnern sich angesichts der Osramkrise mit Grausen an die achtziger Jahre. Damals starben die Textilfabriken in der Stadt. Labels wie „Made in China“ machten die einst 20.000 Augsburger Textilarbeiter arbeitslos. Geblieben sind ein paar Schornsteine, Direktorenvillen und das Bayerische Textilmuseum.

Auch in den vergangenen Jahren hat der Strukturwandel Augsburg immer wieder kalt erwischt. Der Druckmaschinenhersteller Manroland wurde vom Internet in die Insolvenz geschickt. Der Weltbild-Verlag scheiterte an seiner Unfähigkeit, sich auf die Digitalisierung des Versandhandels einzustellen. In beiden Unternehmen verloren mehr als 2000 Mitarbeiter ihre Jobs.

Auf der anderen Seite entstehen auch neue Arbeitsplätze. In der Logistik zum Beispiel. Auf dem Lechfeld betreiben Aldi, Lidl und Amazon Auslieferungslager. Dazu kommt demnächst BMW.

Doch zurück zu Osram. Mehrere Börsen-Analysten haben nach der Ankündigung der Abspaltung des Lampengeschäfts die Osram-Aktie zum Kauf empfohlen und Kursziele erhöht. Die Wirtschaft ist manchmal grausamer als jeder Tatort.

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