Wer bislang vermutet hatte, die rasche Schließung des Augsburger Theaters aus Brandschutzgründen könnte auch mit politischen Motiven zu tun haben, der wird seine Haltung seit gestern bestärkt sehen.
Denn die Aussagen des Brandschutzexperten Wolfgang Rösener sind von überraschender Deutlichkeit. Für weniger als 50 000 Euro hätten die Brandschutzvorkehrungen so ertüchtigt werden können, dass die Zuschauer auch in der Saison 2016/2017 Theateraufführungen im Großen Haus hätten genießen können.
Doch die brisanten Aussagen Röseners stehen unter dem Vorbehalt einer Überprüfung, die er auch selber einfordert. Für den Laien wirken die Ausführungen zwar schlüssig. Brandschutz und Sicherheit sind aber eine Sache, die Profis zu beurteilen haben. Im Zweifel ist der Schutz von Menschen oberstes Gebot. In jedem Fall müssen das Augsburger Bauamt und das Brandschutzamt jetzt den Vorwurf der „Schlamperei“ und die aufgeworfenen Fragen zügig und schlüssig beantworten.
Denn die nun in Frage gestellte Entscheidung, die weitere Nutzung des Theaters zu untersagen, hatte weitreichende Konsequenzen: Ensemble, Theatermitarbeiter und Zuschauer müssen ab September auf Übergangsspielstätten ausweichen. Es entstehen voraussichtlich Kosten und Einnahmeausfälle in Millionenhöhe. Auf der anderen Seite hatte das Zusperren des Theaters aber auch die dringende Notwendigkeit einer sofortigen Generalsanierung unterstrichen. Die Initiative, die Unterschriften gegen die jetzigen Sanierungspläne sammelt, geriet in die Defensive.
An einer unabhängigen Überprüfung der Aussagen des Brandschutzexperten wird die Stadt nicht vorbeikommen. Nur so können die immer wieder geäußerten Vorwürfe einer politisch motivierten Schließung widerlegt werden.