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Warum Zeitungen wichtig sind im Kampf gegen Fake News

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Kommentar: Das deutsche Mediensystem funktioniert im Prinzip gut. Aber besser wäre eine schlankere ARD und mehr Leser seriöser Tageszeitungen.

Am 4. März entscheiden die Schweizer per Volksabstimmung über die Abschaffung der Rundfunkgebühren. 451 Euro kostet jeden Bürger pro Jahr die Finanzierung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG). Ohne die Gebühr, die drei Viertel des Budgets füllt, wäre der öffentliche Sender tot.

Das wäre natürlich die falsche Entscheidung. In einer Demokratie braucht es TV- und Radioqualität, die nicht nur nach Quoten schielt, sondern das funktionierende Gemeinwesen und auch den Schutz von Minderheiten im Blick hat.

Fake News: Die Abschaffung öffentlich-rechtlicher Medien wäre ein Fehler

Aber es ist wie so oft: Die Wahrheit liegt nicht bei denen, die das Extreme fordern. Sie liegt in der Mitte. Wie in der Schweiz ist auch in Deutschland der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter dem Schutzmantel der Politik, die ihn in den Aufsichtsräten nachsichtig kontrolliert, zu fett geworden.

Alleine die ARD betreibt in Deutschland 20 Fernseh- und 60 Radiostationen. Gemeinsam mit dem ZDF beschäftigen die Sender geschätzte 27.000 festangestellte Mitarbeiter. So genau weiß das keiner, denn man kommt mit dem Zählen nicht mehr hinterher. In jedem Fall könnte man der Ansicht sein, auch mit der Hälfte dieser Stationen wäre die Demokratie wehrhaft zu beschützen.

Die Krake mit all seinen Fangarmen kostet die Deutschen eine Haushaltsabgabe von monatlich 17,50 Euro – auch wenn man nur einen TV-Sender oder vielleicht gar keinen benutzt und Privatradios bevorzugt. Am Ende fließen etwa acht Milliarden Euro Gebührengelder mit dem Charakter einer Zwangsabgabe in den öffentlich-rechtlichen Apparat. Dazu kommen einige hundert Werbemillionen.

Das hindert die Intendanten nicht, immer wieder eine Erhöhung der Haushaltsabgabe ab 2021 zu fordern. Dabei prognostizierte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) zuletzt einen Überschuss in der laufenden Beitragsperiode bis 2020 in Höhe von 544 Millionen Euro.

Das Ärgerliche an dieser Völlerei ist, dass dadurch das Image einer Institution leidet, die in dem Zusammenspiel von öffentlich-rechtlichen und privaten Medien eine wichtige Rolle spielt. Das deutsche System ist ja nach wie vor gut: Alle Bürger leisten einen Beitrag, um ein öffentliches Basisangebot zu finanzieren, das die kulturelle Vielfalt des Landes darstellt sowie seriöse Information und niveauvolle Unterhaltung gewährleistet.

Zusätzlich bieten ein Netzwerk privater TV- und Radiosender sowie Zeitungen und Zeitschriften Informationen und Unterhaltung für jeden Geschmack und unterschiedlicher Güteklasse. Dieses System schützt uns Deutsche ausreichend davor, nachhaltig Opfer falscher oder manipulierter Nachrichten zu werden.

Fake News: Viele fallen auf politische Rattenfänger rein

Diese Fake News tauchen bei uns vor allem auf, wenn Journalisten unachtsam recherchieren und andere diese schlechte Arbeit über soziale Medien weiterverbreiten. Die Fehler passieren und sind sehr ärgerlich. Zudem gibt es eine wachsende Anzahl übler (Internet)-Medien, die politische Interessen verfolgen. Leider wählt nicht jeder Nutzer sorgfältig die Quellen aus, auf die Verlass ist. Viele fallen rein auf die politischen Rattenfänger wie das russisch gesteuerte RT Deutsch.

Das ist dumm. Daher ist die beste Investition gegen Fake News das Abonnement einer seriösen deutschen Tagezeitung, die sorgfältig Nachrichten auswählt und bewertet. Zum Glück sind Zeitungen nach wie vor das Medium mit der größten Glaubwürdigkeit. Zusätzlich wäre eine deutlich reduzierte Haushaltsabgabe sinnvoll, um den Qualitätsjournalismus von ARD und ZDF zu finanzieren. Mit weniger Geld könnten sich die Anstalten auf Tagesthemen, Auslands-Journal und andere hochwertige Beiträge zur politischen Kultur konzentrieren. Sie wären gezwungen, auf platte Serien-Unterhaltung und unsinnige Spartensender wie Alpha oder One zu verzichten.

Das wäre nicht schlimm. Töricht wäre es hingegen, die SRG abzuschaffen. Auch in der Schweiz wäre es klüger gewesen, beizeiten die öffentlich-rechtliche Völlerei einzustellen und die Menschen mit einem schlanken und qualitativ hochwertigen Programm zu überzeugen. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät.

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