Die Pille danach dient der Notfallverhütung, nicht dem Schwangerschaftsabbruch. In fast 30 europäischen Ländern ist sie seit vielen Jahren rezeptfrei erhältlich. In Deutschland seit gestern auch.
Das gilt für zwei bislang angebotene Wirkstoffe. Den einen darf man bis zu 72 Stunden nach der Verhütungspanne nehmen, den anderen bis zu 120 Stunden danach.
Druck der Kirche gegen die Pille danach
Auf Druck von Katholischer Kirche und Frauenarztverbänden hatten sich deutsche Regierungen jahrelang gegen die Pille danach gesperrt. Erst eine Entscheidung der EU-Kommission Anfang des Jahres führte zum Umdenken. Bei uns wie auch im katholischen dominierten Polen.
Die Freigabe der Präparate in Apotheken ohne den vorherigen Weg zum Arzt ist die richtige Entscheidung. Denn je schneller die Pille eingenommen wird, desto besser wirkt sie. Nicht nur Vergewaltigungsopfer haben ein Anrecht auf einen raschen Zugang.
Es gibt genügend Gründe für die Pille danach
Es gibt genügend Gründe für Frauen und/oder Paare, sich für eine „postkoitale Verhütung“ zu entscheiden. Das kann ein gerissenes Kondom sein oder eine andere Panne, die zu ungeschütztem Sex geführt hat.
Auf jeden Fall darf es nicht bei der Freigabe allein bleiben. Um Missbrauch und unnötige Einnahmen zu verhindern, ist eine Informationsoffensive nötig. Gefordert sind Ärzte, die die Kompetenz zur Beratung haben, und vor allem Apotheker, die künftig ohne ärztliches Rezept die Aufklärung übernehmen müssen. Unkenntnis ist auch im Falle der Notfallverhütung ein schlechter Ratgeber.