Fugger-Garage1

Fuggergarage: Augsburg darf Autos nicht verteufeln

Veröffentlicht von

Kommentar: Das Angebot von Ignaz Walter für eine Fuggergarage hat eine intensive Debatte ausgelöst. Es geht um Mobilität, schmutzige Luft und Augsburgs Zukunft.

Das Angebot von Ignaz Walter, eine moderne Tiefgarage unter der Fuggerstraße zu bauen, hat in Augsburg eine Debatte entfacht, die so schnell nicht enden wird. Und egal wie man zu dem Angebot steht: Walter gebührt der Verdienst, eine Diskussion über Verkehr und Luftreinheit in Augsburg belebt zu haben, die dringend notwendig ist.

Fakt ist, dass der Verkehr in Augsburg zugenommen hat. Es gibt immer mehr Autos. Die Luftqualität ist schlechter geworden. Vielleicht gesundheitsgefährdend. Es ist die Aufgabe der Stadt, die Fahrtzeit von Verbrennungsmotoren in der Stadt zu reduzieren.

Sie tut dies mit der Konzeption eines Masterplans. Die Inhalte sollen Autofahrer motivieren, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen: ein attraktiverer öffentlicher Nahverkehr, bessere Bedingungen für Radfahrer, ein Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität. Es gibt auch den Plan eines Parkleitsystems, das Autos schneller in die Parkhäuser lockt. Zudem sollen intelligente Ampeln die Fahrzeuge schneller durch die City führen.

Das ist alles nicht falsch. Der Hipster aus dem Bismarckviertel freut sich über bessere Radwege. Die Familie aus Hochzoll fährt gerne mit der Linie 6 in die City. Der Manager aus Göggingen spielt schon länger mit dem Gedanken, sich ein teures Elektro-Auto anzuschaffen.

Fuggergarage: Was ist mit dem Rentner aus Bergheim?

Doch was ist mit dem Rentner aus Bergheim, der gerne mit seiner Frau am Samstag bei Feinkost Kahn zum Essen geht? Was ist mit der Mutter aus Günzburg, die es liebt, in der Annastraße einzukaufen, wenn die Kinder in der Schule sind? Was ist mit dem Ehepaar aus Mering, das gerne ins Theater geht? Sie kommen aus unterschiedlichen Motiven mit dem Auto. Sie suchen attraktive Parkplätze. Tram oder Fahrrad sind für sie kein Thema. Für sie gehört Automobilität zur Notwendigkeit.

Fuggergarage: Das Auto ist kein Werkzeug des Teufels

Augsburg darf diese und viele andere Menschen nicht ausschließen. Die Stadt ist das schwäbisch-bayerische Oberzentrum. Sie hat den Status einer Metropole mit einem künftigen Staatstheater, einem Fußball-Bundesligisten und einem Shopping- und Vergnügungsangebot, das eine Magnetwirkung auf den Raum zwischen München, Ingolstadt, Kempten und Ulm ausübt. Augsburgs große Schwester München hat ähnliche Herausforderungen. Dort werden im Übrigen neue Garagen gebaut.

Eine Metropole muss eine Mobilität bieten, die Radfahren und den ÖPNV fördert, aber auch Menschen einlädt, die gerne mit dem Auto fahren. Das Auto ist kein Werkzeug des Teufels. Das Auto ist ein Stück weit Ausdruck der Lust an Ausflug, Reise und Lebensqualität. Wir sind weit entfernt davon, uns dafür schämen zu müssen, gerne mit dem Auto zu fahren. Es wäre fatal für eine Großstadt, Automobilisten nicht willkommen zu heißen.

Und damit sind wir wieder beim Angebot von Ignaz Walter. Es hat ablehnende Meinungen ausgelöst, aber auch viel Zustimmung erhalten. In der nicht-repräsentativen Umfrage unserer Redaktion haben mehr als 3000 Menschen abgestimmt, von denen sich zwei Drittel für ein neues Parkhaus ausgesprochen haben. Es gab viele Leserbriefe und Facebook-Kommentare. Gefühlt ist die Meinung der Stadtmenschen gespalten, während außerhalb von Augsburg die Sympathie für den Vorschlag überwiegt.

Fuggergarage: Augsburg leidet unter dem Parkplatzsuchverkehr

Die Stadtregierung wäre gut beraten, den Ball jetzt aufzunehmen und gemeinsam mit den Bürgern, die ein großes Interesse an dem Thema haben, neu zu denken.

Fakt ist, dass diese Stadt unter dem Parkplatzsuchverkehr leidet. Überall in der City gibt es am Straßenrand Parkplätze. Mal kosten sie Gebühren, mal sind sie Anwohnern vorbehalten. Wer aus den Stadtteilen oder dem Umland kommt, der sucht einen Parkplatz in dieser unübersichtlichen Lage. Und sucht. Und fährt. Und verpestet die Luft.

Zu dieser Situation tragen auch Augsburger Parkhäuser bei, die nicht attraktiv sind. Die Parkplätze sind eng, der Raum nicht ausreichend beleuchtet. Viele Garagen haben einen Renovierungsstau. Sie sind mit wenigen Ausnahmen nicht einladend.

Deswegen ist es verständlich, dass viele Augsburger und Einpendler Lust auf ein attraktives Parkhaus haben, das Komfort bietet und Druck auf die anderen Betreiber ausübt, ebenfalls innovativ zu sein.

Es könnte auch Sinn machen, darüber nachzudenken, Parkplätze auf den Straßen der Augsburger City zugunsten neuer Rad- oder Fußgängerwege zu opfern, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.

Fuggergarage: Das Angebot vor Ignaz Walter ist eine Chance für Augsburg

Die Straßenränder der Innenstadt sind zugeparkt. Auswärtige Autos quälen sich sogar durch das historische Lechviertel. Und parken, wo es nur geht. Wenn eine neue Garage genutzt würde, um die Autos von der Straße zu locken, wäre sie ein Beitrag für eine lebenswerte Stadt, die alle wollen.

Das Angebot vor Ignaz Walter ist in jedem Fall eine Chance für Augsburg, neu zu denken. Und zwar über eine Tiefgarage hinaus. Die Mobilität der Zukunft brennt den Menschen auf den Nägeln. Es lohnt sich, darüber zu diskutieren. Und zwar ohne ideologische Scheuklappen oder vorgefasste Meinungen.

Es geht um eine menschenfreundliche Stadt, die Mobilität ermöglicht, ohne gesundheitsschädlich für die Bewohner zu sein. Rad- und Tramfahrer müssen ihren Raum finden. Autofahrer müssen die Chance haben, umweltfreundliche Abstellplätze zu finden, ohne belästigend für die Anwohner zu wirken. Das ist eine große Aufgabe, die großes Denken erfordert.

Kommentar hinterlassen