Moderne Mobilität: Wie ist das Leben ohne eigenes Auto zwischen Augsburg und München? Ein Selbstversuch mit Carsharing in Augsburg.
Manchmal muss man sich neu erfinden: Seit ich 18 Jahre alt war, stand immer ein Auto vor der Tür oder in der Garage. Ein Opel Kadett City war die erste Kiste. Ab 2004 fuhr ich SUV, zunächst von BMW, zuletzt einen Alfa Romeo. Nun ist Schluss – kein eigenes Auto mehr.
Warum? Je mehr ich in den vergangenen Jahren als Bewohner der Augsburger Altstadt über Mobilität nachdachte, desto mehr wuchs in mir die Lust auf Veränderung. Umweltfreundlich und klimaschonend sollte es sein. Wenn Schüler bei Fridays for Future auf die Straße gehen, will ich einen kleinen Beitrag leisten.
Ein Umstand spielt mir in die Karten: Ich wechsle den Job. Bislang fuhr ich einen Dienstwagen der Augsburger Allgemeinen. Ich musste mobil sein, Lokalredaktionen besuchen, Politiker, Manager und andere Menschen treffen. Ohne Auto hätte das nicht funktioniert. Wer jemals versuchen würde, aus Augsburg-Lechhausen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Wertingen zu fahren, der weiß, wovon ich spreche
U-Bahn in München und Carsharing in Augsburg
Jetzt leite ich die Pressestelle im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie: München, Prinzregentenstraße, Innenstadtlage mit großartiger Anbindung an den Hauptbahnhof. Ich entschied mich für Bahn statt Auto, fahre mit dem ICE von Augsburg in die Landeshauptstadt. Das ist viel bequemer, als den Staustress in München zu ertragen, täglich mit Stickoxyd, Kohlendioxid und Feinstaub die Stadtluft zu verpesten. In München-City kann ich die U-Bahn nutzen oder einen dieser coolen Kickscooter mieten.
In Augsburg brauche ich kein Auto, das fünf Tage in der Woche rumsteht, während ich in München unterwegs bin. Es kostet Versicherung, Anwohnerparkausweis, Steuer und verliert täglich an Wert. Die rationale Entscheidung war also rasch getroffen: Carsharing der Stadtwerke Augsburg. Ich teste jetzt mal diese moderne Variante der Mobilität. Die Stadtwerke-Autos stehen überall zur Verfügung. Die Nutzung ist einfach: Anmelden, Auto reservieren, mit der Karte die Tür öffnen, Losfahren. Ich habe es ausprobiert. Läuft easy.
Carsharing in Augsburg: Das Autofahrer-Herz schlägt nicht rational
Also los, dachte ich und gab am letzten Arbeitstag meinen Dienst-SUV in Augsburg-Lechhausen zurück. Ganz ehrlich: Der Abschied vom eigenen Auto verlief nicht ohne Emotionen. Das Autofahrer-Herz schlägt nicht rational. Doch nun ist der Alfa Romeo weg und es beginnt meine dreimonatige Testphase ohne Auto.
Bis Ende Oktober möchte ich ausprobieren, wie sich das anfühlt. Die bösen Blicke der Passanten in der Altstadt, wenn ich mit dem SUV durch die engen Gassen rollte, werde ich nicht vermissen. Aber die Bequemlichkeit, jederzeit einzusteigen und loszudüsen, wird natürlich fehlen. Stattdessen werde ich meine Mobilität organisieren müssen. Carsharing-Auto reservieren, Fahrtzeiten planen und Co.
Regelmäßig möchte ich hier im Blog berichten, wie es mir mit der neuen Mobilität inklusive Verzichtsfaktor ergeht. Ich bin selbst gespannt, ob ich reumütig zum eigenen Auto zurückkehre oder im Carsharing eine befriedigende Alternative finde.
Dass Elektromobilität in der Augsburger Altstadt nicht funktioniert, habe ich ja schon einmal beschrieben.